Controlled Chaos

Chamber concert in Munich-Graefelfing with a Premiére

Graefelfing Often you can hear this reproach: you can´t enjoy modern music! The characteristics of the sound and the structure of the music seem to be mostly arbitratry. So it is very difficult to make an audience listen to such music. Very good if a young ensemble ventures onto modern classics! They did so on last sunday in the Buergerhaus of Munich-Graefelfing. A young piano trio

 (the violinist Stephan Knies, the cellist Philipp Hagemann and Ulrich Maier at the piano) undertook the first performance of the "Marche oubliée" in Germany. The "forgotten march", a work of the Dublin-based composer Raymond Deane, is done according to the Schoenberg school. From a strictly rhythmical motive, consisting of two intervals, a march emerges, although it isn´t one. The initial Grave deconstructs the reminiscences on Strauss and military music. Bizarre sounds arise out of the dark, misty swaths of the beginning -: you cannot really analyze that; but nevertheless this music appears to be clearly structured.

That´s a merit of the composer, however, still more a merit of the three musicians who trace every detail of the score. Mendelssohn-Bartholdy´s piano trio in d minor sounded slightly less worked out. Virtuoso indeed the piano, but few inaccuracies occurred to the three musicians; particularly the last movement seemed to be somehow unshaped. 
To play finally the "Quartet for the end of time" by Olivier Messiaen, the trio took the clarinettist Ulrike Geiger onto the stage. Messiaen wrote this work based on the Book of Revelations during the second world war in a prison camp; there it was also premiéred. Tt is very touching, how much confidence, how much warmth and hope are embedded in this work. 

The first movement, the "crystal liturgy" raises the voice against the lowlands of human existence with bird songs and sparkling light. It is a composition about time itself, and time seems to be disconnected there, the entropy reversed, the chaos controlled. The four young artists played the music extremely concentrated and to the limits of their strength, anxious not to lose a single tone. The third movement, the "abyss of the birds", demands the utmost of the clarinettist, musically, physically and mentally. Ulrike Geiger (clarinet) completely immersed herself into the transcendence of this abyss. Oppressing beautifully was it to listen to the fifth movement too, the "praise on the eternity of Jesus": With an almost physical intensity Hagemann mastered the great arch of the cello-cantilena which has its counterpart in the last movement, the "praise on the immortality of Jesus". After Knies´s (piano) solo the audience remained distraughtly and awed in silence, did not dare to destroy the meditation with applause and to return into time. 

JOCHEN EICHNER

Sueddeutsche Zeitung, 29/01/2002

(www.sueddeutsche.de/sz/landkreise/wuermtal/artikel23002)

 


Herzenssache

DEBÜT: 13 Musiker mit vier Solisten des neu gegründeten Südthüringer Kammerorchesters begeisterten ihre Zuhörer in Sankt Jakobus.TA-Foto: K.-H. VEIT

Stiftung Südthüringisches Kammerorchester begeisterte in der Ilmenauer Jakobuskirche mit dem Debütkonzert

Die Stiftung Südthüringisches Kammerorchester stellte sich als junger Klangkörper dem Ilmenauer Konzertpublikum in der Jakobuskirche mit einem barocken Programm vor.

ILMENAU (it).

Ein neuer, leuchtender Stern ist am Thüringer Kulturland­schaftshimmel aufgegangen — die Stiftung Südthüringisches Kammerorchester. Dies gleicht fast einem Wunder in Zeiten des großen öffentlichen „Kassen-Jammers" und der Abwicklungen von kulturellen Institutionen, gerade im Musik- und Theaterbereich.

Dem Ilmenauer Konzertpublikum stellten sich vergangenen Freitagabend die 13 Musiker des seit Anfang diesen Jahres agierenden respektablen Klangkörpers unter der Leitung ihres Dirigenten Otto-Georg Moosdorf in der Jakobuskirche vor.

Knapp 70 Zuhörer begrüßte Pastorin Astrid Reidemeister. Die Neugier und gespannte Erwartungshaltung auf beiden Seiten sollte sich bereits nach dem herzlichen Begrüßungsbeifall und den Klängen des Concerto grosso op. 6 Nr.7, D-Dur, von Arcangelo Corelli lösen und sofort in Sympathie umschlagen. Ein chorisches Musizieren voller Leichtigkeit und schwung­voller Dynamik brachte einen Sound hervor, der sich angenehm ins Ohr schmeichelte.

Otto-Georg Moosdorf arbeitet mit hoch motivierten, bestens ausgebildeten und engagierten, fast durchweg jungen Musikern, die es wirklich wissen wollen und denen das Musizieren Herzenssache zu sein scheint. Aus dem Orchester heraus traten bei den jeweiligen Programmpunkten die Solisten und zeigten mit viel Engagement und Können ihre Musizierkunst. Philipp Hagemann, Cello, hatte neben den Sologeigen einen besonders schönen und schwierigen Part beim Vivaldi - Concerto zu absolvieren.

Das vom Orchesterleiter zusammen gestellte Programm von Barockmusik gestattete einen interessanten Einblick in die Musizierpraxis jener Zeitepoche, als von Italien ausgehend die Concerti grossi boomten. Seine sparsam und als angenehm empfundenen kurzen Erläuterungen zu den Stücken wie zu musikgeschichtlichen Hintergründen und Zusammenhängen konnten das Hörerlebnis beim Publikum nur verstärken.

Italienische und deutsche Musizierweise im Vergleich zwischen Corelli und Vivaldi auf der italienischen Seite und Händel, Telemann und Bach auf der deutschen Seite dargeboten zu bekommen, entbehrte nicht eines besonderen Reizes.

Wie im Fluge vergingen knapp anderthalb Musizierstunden beim Ilmenauer Debütkonzert. Dass die hoch zufriedenen Konzertbesucher auch beim nächsten Konzert der Musiker aus Thüringen, Sachsen und Bayern mit dabei sein werden und jeder noch jemanden mitbringt, dürfte als sicher gelten.



SÜDTHÜRINGISCHES KAMMERORCHESTER - Zweite Klassiknacht auf Schloss Wilhelmsburg - Reise durch Raum und Zeit

VON MARGIT DRESSEL
Violine, Bratsche und Cello in der Schlosskapelle, Klavier im Tafelgemach, Kammerorchester auf der Pfalzterrasse: Mit der 2. Klassiknacht auf Schloss Wilhelmsburg am Samstagabend schloss das Südthüringische Kammerorchester (SKO) erneut historische Räume mit Klängen auf.

SCHMALKALDEN – Das Konzert war ausverkauft. Trotz des kleinen WM-Finales, das Deutschland gegen Portugal gewinnen konnte. Orchestergründer Wolfgang Fuchs freute sich sehr über die Resonanz auf sein musikalisches Angebot. Zumal der Kartenvorverkauf recht schleppend vorangegangen war.

„Es ist schön, wenn Musik und Räume verbunden werden“, waren die Konzertbesucher von dem Programmkonzept der privaten Orchesterstiftung begeistert. Zum Auftakt stimmten Wolfgang Fuchs (Violine) und Gabriel Krappmann (Bratsche) in der Schlosskapelle mit Duetten von Johann Sebastian Bach und Carl Stamitz ein. Philipp Hagemann (Violoncello) aus Würzburg ist dem Stammpublikum des SKO gut bekannt. Als exzellenter Cellospieler setzte er bereits bei einigen SKO-Konzerten Glanzpunkte. Für die Klassiknacht wählte er die 3. Cellosuite von Bach aus. Präzise und voller Gefühl war sein Spiel, mit dem er die Zuhörer in den Zauber klassischer Musik hineinzog.

Erfreulicherweise wagte es die Orchesterstiftung, eine moderne Komposition ins Programm aufzunehmen. Der junge Geiger Stephan Knies aus Würzburg stellte sich zunächst mit der Solosonate C-Dur von Bach als konzentriert-sensibler Solist vor. Dann versank er geradezu in die Solosonate 27/3, einer Ballade, die der Belgier Eugene Ysaye dem Geiger George Enescu widmete. Harmonische Bögen ließ er abrupt abbrechen, Blitze aufzucken, den Sturm peitschen und Vögel singen.

Jede Facette des Instruments reizte diese Komposition aus. Knies, eins mit seiner Geige, schuf diese enorme Dramatik mit leichter Hand. Weckte mit seinem Können Aufmerksamkeit für Musik, die nicht so bekannt und für manche auch „gewöhnungsbedürftig“ ist.

Gesprächsstoff gab es also genug während der Pause auf dem Schlosshof, wo Getränke und ein kleiner Imbiss aus einheimischer Produktion gereicht wurden. Im Tafelgemach brachte Prof. Ulrich Urban zwei ganz unterschiedliche Klaviersonaten nahe. Der bekannte Pianist und Hochschullehrer aus Leipzig half dem Publikum, die Werke einzuordnen und besser zu verstehen. Klassische Musik soll sinnlicher Genuss und geistige Herausforderung zugleich sein, so das Konzept der Stiftung SKO. Mit Mozarts Sonate in C-Dur bewies Prof. Urban, dass C-Dur keinesfalls nur eine „Einstiegstonart“ für Anfänger ist, ließ das leichte Allegro moderato perlen und legte unter das Andante cantibile jene Trauer, die Mozart in das ansonsten heitere Werk hineingeschrieben hat.

In c-Moll versetzte der Interpret mit der Großen Sonate, die Franz Schubert in seinem Todesjahr schrieb. Mit wenigen Worten vermochte Prof. Urban zu illustrieren, wie Schubert diese Musik als Hommage an Ludwig van Beethoven schrieb. Dabei aber Musik, die erst Jahrzehnte später komponiert werden sollte, voraus ahnte.

Der Pianist ließ mit seiner Interpretation ahnen, dass Schubert mit diesem Werk dem Zenit seines Schaffens zustrebte, als ein früher Unfalltod ihn dahinraffte. Die dramatische Fülle nur des einen Satzes, den Prof. Urban gab, schloss von der Dramaturgie des Konzerts an Ysaye‘s Sonate an. Auf der Pfalzterrasse präsentierten sich Musiker der Stiftung SKO als Kammerorchester. Weinzirler – Trio Nr. 21 von Joseph Haydn und 12 deutsche Tänze führten am Schluss fast unmerklich zur schwarz-rot-goldenen Sieger- und Feierlaune dieser Sommerwochen.

Für das Programm haben wiederum alle Mitwirkenden Herzblut vergossen. Denn so leicht, wie die klassischen Klänge durch die Räume schwebten, ist es nicht, ein privat finanziertes Orchester auf die Beine zu stellen. Aber diese Mühen waren für Wolfgang Fuchs und die Stiftungsgründer an diesem Sommerabend des Erfolgs kein Thema.

Weltmeisterlich: Das Kammerorchester der Stiftung auf der Pfalzterrasse von Schloss Wilhelmsburg begeisterte das Publikum genauso wie die Solisten, die in der Schlosskirche und Hofstube auftraten. FOTO: MARGIT DRESSEL

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